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Microsoft versucht Anwender von Linux fern zu halten

dhennersdorf von administrator.de

vom 15.05.2001, aktualisiert 29.10.2004

Wichtiger hinweis, dieser Beitrag vom "administrator.de" ist schon etwas älter (29.10.2004). Die Sachlage kann sich heute deutlich verändert haben.

Mit einer Sammlung aus Gerüchten und Halbwahrheiten versucht Microsoft, die rasante Verbreitung von Linux bei professionellen Anwendern zu bremsen. "Wie die Hufschmiede, die versuchen, den Siegeszug des Automobils aufzuhalten", kommentiert Roland Dyroff, Vorstandsvorsitzender der SuSE Linux AG, diesen neuesten Versuch der Softwareschmiede Microsoft, sich gegen die weitere Verbreitung des freien Betriebssystems Linux zu stemmen.

Nachdem das Whitepaper "Linux im Handel - Was jeder Händler wissen sollte" in den letzten Tagen im Internet für Furore sorgte, bezieht die SuSE Linux AG jetzt Stellung zu diesem Zehn-Punkte-Katalog, der die vermeintlichen Nachteile des OpenSource-Betriebssystems Linux auflistet.

Microsoft: "Entgegen der im Handel weit verbreiteten Meinung, ist der Einsatz des Betriebssystems Linux keinesfalls kostenfrei. Denn obwohl der Linux-Kernel unentgeltlich angeboten wird, entstehen für das System beträchtliche Gesamtbetriebskosten. So ergeben sich beispielsweise erhebliche Kosten für das "Retail-Hardening" von Linux, also die Ausrichtung auf die Erfordernisse des Handels. Sogar Führungskräfte von Linux-Distributoren räumen ein, dass das Betriebssystem nicht wirklich kostenlos ist, sondern schlichtweg über andere Wege für das System bezahlt wird. Vor allem im Handel hat Linux noch einen weiten Weg vor sich, und die Kosten für die Weiterentwicklung des Systems müssen bezahlt werden."

Richtig ist:
Sowohl das Betriebssystem Linux selbst, wie auch zahlreiche Anwendungsprogramme, können von Unternehmen wie Privatanwendern lizenzkostenfrei auf beliebig vielen Rechnern eingesetzt werden. Mit rund 50 Euro honorieren die Anwender beim Kauf von "SuSE Linux" das kompetente Zusammenstellen von über 2000 Linux-Programmen, die komfortablen Installations- und Administrationswerkzeuge, Produktion von CDs bzw. DVDs, Handbücher und den im Preis enthaltenen Installationssupport.

1. Begrenzte Unterstützung von Gerätetreibern

"Gerätetreiber für Linux sind heute nur vereinzelt verfügbar, und dies gilt im speziellen für Umgebungen, wie sie der Fach- und Einzelhandel benötigt. Im Gegensatz zu OPOS-Standard steckt der JavaPOS-Standard noch in den Kinderschuhen und ist nicht bewährt. Darüber hinaus laufen die meisten JavaPOS-Installationen auf Windows und sind mit OPOS und einem Java OPOS Wrapper ausgestattet. Die Unterstützung, die OPOS bereits heute für Gerätetreiber zur Verfügung stellt, wird es für JavaPOS erst in ferner Zukunft geben. Insgesamt spielen die Kosten für die Entwicklung von Gerätetreibern speziell für den Handel bei der Ermittlung der Gesamtbetriebskosten eine äußerst wichtige Rolle. Denn irgendjemand muss die Entwicklung von Gerätetreibern für den Handel bezahlen. Im Vergleich zu Linux hat die Microsoft Plattform einen Vorsprung von etlichen Jahren, erfüllt sämtliche Anforderungen des Handels und liefert zusätzlich viele Gerätetreiber."

Richtig ist:
Entsprechend der gestiegenen Marktrelevanz von Linux stellen die meisten Hardwarehersteller neue Treiber für Windows ebenso wie für SuSE Linux zur Verfügung. Dies gilt auch für das Beispiel der POS-Hardware: Eine Suche nach den Stichwörtern "Point of Sale" und "Linux" auf Google liefert rund 16.000 Treffer, darunter Firmen wie ViewTouch oder Linux Canada Inc., die sich auf POS unter Linux spezialisiert haben.

2. Kosten für Support und Wartung

"Weder Support noch Wartung von Linux sind kostenfrei und die Mehrheit der Linux-Distributoren verdient ihr Geld mit der Dienstleistung. Dabei unterscheidet sich der Support von Händler zu Händler und kann dem Unternehmen recht teuer kommen, denn generell gilt, dass für Support bezahlt werden muss. Bevor der Support gewährt wird, sind allerdings bestimmte Anforderungen zu erfüllen. So gewähren die meisten Linux-Distributoren Unterstützung nur für unmodifizierte Versionen ihrer Software. Manche stellen auch zusätzlich gewisse Voraussetzungen an die Hardware, bevor der gewünschte Support erfolgt. Microsoft hingegen unterhält ein ausgeklügeltes Support-System und leistet jederzeit ohne Bedingungen Support, wenn dieser benötigt wird."

Richtig ist:
Neben dem Installationssupport, der im Kaufpreis der SuSE-Produkte bereits enthalten ist, bietet SuSE im Rahmen von Supportverträgen auch darüber hinaus gehende Unterstützung an. Dabei wählen Unternehmen aus einer Vielzahl von Möglichkeiten den für sie optimal zugeschnittenen Service aus - von einzelnen Anfragen (Callpacks) bis hin zum Rund-um-die Uhr-Support für geschäftskritische Anwendungen. Mit hochwertigen Beratungs- und Implementierungsleistungen, Training und Support bietet Lösungsanbieter SuSE Unternehmenskunden wie Edeka, Miele oder Meica ein Komplettangebot an IT-Dienstleistungen aus einer Hand zu marktgerechten Preisen.

Auch Microsoft entdeckt im April 2001 das lukrative Servicegeschäft und zieht hierfür insgesamt 13.000 Mitarbeiter zusammen. Dass dies nicht schon früher erfolgt ist, begründet der Chef der neuen Business-Unit, Robert McDowell, seit 12 Jahren bei Microsoft, wie folgt: "Um aufrichtig zu sein, es ist neu für uns, dass wir Produkte und technische Vorzüge haben, um eine Betriebssystemalternative für anspruchsvollere Aufgaben bieten zu können."

3. Unzählige Installationsversionen

"Insgesamt stehen derzeit über 188 unterschiedliche Linux-Distributionen zur Verfügung, deren Zahl ständig wächst. Aus diesem Grund muss zunächst die Entscheidung getroffen werden, welche Distribution und welche grafische Benutzeroberfläche eingesetzt werden soll. Anschließend gilt es, sich mit möglichen Einschränkungen zu beschäftigen. Beispielsweise besteht keine Garantie dafär, dass eine Software, die auf einer Distribution entwickelt wurde, auch auf einer anderen Distribution läuft. Und es gibt keine Sicherheit dafür, dass eine Anwendung, die für ein GUI (grafische Benutzeroberfläche) entwickelt wird, auf einem anderen GUI läuft - auch wenn dieselbe Distribution verwendet wird. Bei Microsoft entfallen derartige Probleme, da nur wenige unterschiedliche Versionen verfügbar und alle Versionen mit einer einzigen Benutzeroberfläche ausgestattet sind."

Richtig ist:
Unter der Dachorganisation Free Standards Group erarbeiten sowohl die führenden Linux-Anbieter wie Caldera, Corel, Debian, Red Hat, SuSE und Turbolinux als auch führende IT-Unternehmen wie IBM, SAP, SGI und Sun einheitliche Standards, die eine Kompatibilität der Linux-Versionen untereinander für den Anwender sicher stellen.

Aber auch Microsoft selber sitzt hier Steine werfend im Glashaus: Die vielen Inkompatibilitäten - auch und gerade im Bereich Hardware-Treiber - zwischen Windows 98, Windows ME, Windows 2000 und dem nun angekündigten Windows XP sorgen auf Anwenderseite für reichlich Verdruss.

4. Fehlende Software

"Für das Linux-Betriebssystem stehen im Moment nur wenige gängige oder unternehmensweit einsetzbare Softwarepakete zur Verfügung. Dies gilt vor allem für POS, aber auch für serverseitige Produkte wie Datenbanken, Message Queuing Services und Transaction Server. Einschränkungen bei der verfügbaren Software im Front-End-, Middle Tier- und Server-Bereich, verursachen zusätzliche Kosten, die bei der Berechnung der Gesamtbetriebskosten berücksichtigt werden müssen. Im Gegensatz dazu bestehen rund um die Microsoft Plattform keinerlei Einschränkungen, da Tausende Produkte für eine komplette End-to-End Lösung zur Verfügung stehen."

Richtig ist:
Anfang Februar registriert die Münchner Nomina GmbH über 1400 Linux-Lösungen in seiner Datenbank. Dazu gehören alle führenden Datenbanken wie Oracle, IBM DB2, Informix, Sybase und ADABAS D ebenso wie die führende Middleware-Lösung Lotus Domino. Selbst so komplexe ERP- Lösungen wie my.SAP.com und Oracle Apps werden auf Linux angeboten.
Daneben stehen sowohl für den Einsatz als Serverbetriebssystem wie auch als Desktop zahlreiche lizenzkostenfreie Anwendungen zur Verfügung, die sich mittlerweile als weltweiter Standard etabliert haben. So werden laut Netcraft mehr als 60 % aller Webseiten weltweit unter dem Open Source-Webserver Apache betrieben; weniger als 20 % mit Microsoft-IIS.

5. Neuland für den Handel

"Linux hat im Handel und Hotel- und Gaststättengewerbe noch einen langen Weg vor sich, da bisher nur wenige Händler das System einsetzen. POS-Anbieter und Anbieter anderer Anwendungen werden die Kosten, die durch das "Retail-Hardening" von Linux entstehen, weitergeben."

Richtig ist:
Ob beispielsweise ein Automobil im Bereich Handel eingesetzt wird, ist zunächst einmal zweitrangig. Wichtig ist, dass die Basistechnologie - in diesem Fall der Otto- bzw. Dieselmotor - zuverlässig und reibungslos funktioniert.
Als stabiles Server-Betriebssystem wird SuSE Linux von immer mehr Unternehmen verschiedenster Branchen und unterschiedlichster Größe geschätzt: Zum einen arbeitet SuSE Linux bereits vielerorts zuverlässig als Intranet-, Abteilungs- und Internetserver. Zum anderen hält SuSE Linux in der Großindustrie jetzt auch Einzug in komplexen, business-kritischen Einsatzgebieten. Dies sehen auch die Anwender so: Laut einer repräsentativen EMNID-Umfrage sehen 46 % der Linux-Nutzer "Stabilität" als Vorzug ihrer Plattform; bei den Windows-Anwendern sind dies nur 13 %.
Zudem erfreut sich SuSE Linux dank komfortabler Benutzeroberflächen und einer rasch zunehmenden Anzahl an Anwendungsprogrammen in den Unternehmen nun auch als Desktop-Betriebssystem steigender Beliebtheit.

6. Fehlende Entwicklungsprogramme, Forschungsaktivitäten und Standards

"Hinter Linux steht weder ein Entwicklungsprogramm, noch existieren Standards für das Betriebssystem. Und obwohl Tausende Entwickler weltweit an Linux arbeiten, wird der Fach- und Einzelhandel bisher nicht berücksichtigt. Linus Torvalds entscheidet alleine, welche Merkmale in die neueste Version von Linux integriert werden, und legt dabei sein Augenmerk nicht auf die Bedürfnisse des Handels. Darüber hinaus betreibt Linux keine Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. Zum Vergleich: Microsoft wird 2001 über vier Milliarden US-Dollar für die Forschung und Entwicklung ausgeben und integriert gleichzeitig spezifische Anforderungen des Handels in seine Produkte."

Richtig ist:
Gerade das OpenSource-Konzept hat es möglich gemacht, dass bereits 1991 Dutzende, heute Zehntausende von Entwicklern ihre vielfältigen Spezialkenntnisse in die Weiterentwicklung von Linux einbringen. Das Ergebnis: Linux ist - wie schon 1998 und 1999 - auch im Jahr 2000 das am schnellsten wachsende Server-Betriebssystem. Nach aktuellen Zahlen der International Data Corporation (IDC) entfielen 27 Prozent aller Server-Betriebssysteme weltweit auf Linux; Windows führt noch mit einem Marktanteil von 41 Prozent.
Über diese Entwicklung kann sich Microsoft wohl wenig begeistern; schließlich steht damit nicht zuletzt ein Teil der Einnahmen aus Software-Lizenzen in Gefahr, der bei Microsoft bereits im Jahr 1999 über 20 Milliarden Dollar betrug (The Economist, April 2001).
Dass die Linux-Weiterentwicklung mit Riesenschritten vorangeht, dafür steht nicht zuletzt IBM ein: Im Februar kündigte der Konzern an, weltweit in den n¨chsten drei Jahren 330 Millionen US-Dollar in den Kundenservice für die Einrichtung von Linux-Infrastruktur zu investieren. Allein in Europa gibt IBM bis 2004 bereits 200 Millionen US-Dollar für den Test von Linux-Anwendungen in dafür ausgerüsteten Labors aus.

7. Geringe Sicherheit "OpenSource" heißt,

jeder Anwender erhält eine Kopie des Quellcodes. Dabei stoßen Entwickler, die mit Linux arbeiten, häufig auf Sicherheitslücken. Auf Microsoft Windows trifft dies nicht zu.

Richtig ist:
Die Anwender sehen das anders: Laut einer repräsentativen EMNID-Studie ist Sicherheit für 24 % der Linux-Anwender ein Vorzug ihres Systems; nur 6 % der Windows-Nutzer sind von der Sicherheit ihres Betriebssystems überzeugt.
Durch die Offenheit des Linux-Systems werden Sicherheitslücken in der Regel schon während der Entwicklungsphase erkannt und ausgemerzt. Sollte bei Linux dennoch eine Sicherheitslücke auftreten, so steht dank des offenen Quellcodes oft schon nach Stunden die Lösung hierfür im Internet kostenlos zur Verfügung.
Auch das Bundesamt fü,r Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) stützt diese Ansicht und empfiehlt Unternehmen OpenSource-Software, um ihre IT-Infrastruktur sicherer zu machen: "OpenSource zeichnet sich dadurch aus, dass der Quellcode der Software bis ins letzte Detail offen liegt und damit überprüft werden kann. Damit wird die IT-Sicherheit deutlich erhöht".

8. Erhöhte Lohnkosten

"Mit der Einführung eines neuen Betriebssystems wird auch die Schulung der Mitarbeiter im Umgang mit einer neuen Umgebung notwendig. Anwender müssen mit einer neuen Benutzeroberfläche vertraut gemacht werden und Entwickler in der neuen Entwicklungsumgebung geschult werden. Dem Unternehmen entstehen dadurch zusätzliche Kosten. Im Gegensatz dazu ist die Schulung von Mitarbeitern auf der Microsoft Windows Benutzeroberfläche und Entwicklungsumgebung deutlich weniger kostenintensiv, da die meisten Mitarbeiter bereits mit beiden Produkten vertraut sind."

Richtig ist:
Mittelständische und große Unternehmen - und/oder deren Dienstleister - verfügen in der Regel über langjährige Erfahrungen im Umgang mit UNIX-Systemen und ein entsprechend tiefgehendes Know-how. Aufgrund der gemeinsamen Wurzeln der Betriebssysteme und den damit verbundenen gleichen bzw. ähnlichen Kommandos und Dateistrukturen, gelingt der Linux-Systemumstieg hier stets problemlos.

Dahingegen belegen die jüngsten Migrationen von Windows NT zu Windows 2000 und von Windows 2000 in Bälde zu Windows XP, dass hieraus für den Anwender ein erheblicher Schulungsbedarf, und für Microsoft ein lukratives Geschäft erwächst.

9. Begrenzte Entwicklertools

"Für Linux steht nur eine begrenzte Zahl von Entwicklertools zur Verfügung, wobei die Tools, die angeboten werden, weitaus komplizierter sind als beispielsweise Microsoft Visual Studio. Aus diesem Grund kann die Entwicklung einer Anwendung für das Linux Betriebssystem sehr viel länger dauern."

Richtig ist:
Für Linux sind neben zahlreichen freien Entwicklungswerkzeugen auch eine Reihe von kommerziellen Tools auf dem Markt, - z. B. von Branchenführer Borland - die auch in einer Windows-Version angeboten werden. Damit lassen sich aus einem Programmcode sowohl Anwendungen für Linux als auch Windows generieren.

10. Die Zukunft: Business Agility

"Unternehmen müssen agil sein, damit sie sich veränderten Marktverhältnissen schnell anpassen können. Und da die Zukunft von Linux sehr unklar ist, ist Microsoft als beständiges Unternehmen mit zuverlässigen langfristigen Lösungen die bessere Alternative. Wenn Sie sich also über Linux informieren, sollten Sie unbedingt die erwähnten Bereiche unter die Lupe nehmen, und sich eine Vorstellung verschaffen, wie hoch die Gesamtbetriebskosten für das System tatsächlich sind. Auf diese Weise können Sie sich auf Basis von Fakten für den optimalen Weg entscheiden. Sie werden schnell feststellen, dass Linux keineswegs kostenfrei eingesetzt werden kann. Sie werden sehen, warum die Microsoft Plattform auf lange Sicht geringere Gesamtbetriebskosten verursacht und nicht mehr davon ausgehen, dass Linux eine kostenlose Software ist."

Richtig ist:
Linux ist beständiger Erfolg. Seit nahezu 10 Jahren erfreut sich das System zunehmender Beliebtheit. Sowohl die Marktführer unter den Softwareanbietern wie Oracle, IBM und SAP, als auch die führenden Hardwareanbieter wie Intel, AMD, Compaq, HP, SGI oder Dell setzen auf Linux als Betriebssystemplattform.

Ausschlaggebend für den Siegeszug von Linux ist vor allem die hohe Leistungsfähigkeit und Qualität - also Stabilität, Performance und Sicherheit des Systems, - und weniger die Tatsache der lizenzkostenfreien Verwendung. Dass sich der Linux-Einsatz im professionellen Einsatz lohnt, rechnet das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in seiner aktuellen Informationsbroschüre zum Thema "Alternative Betriebssysteme - Ein Leitfaden für kleine und mittlere Unternehmen", die im Internet heruntergeladen oder kostenlos angefordert werden kann.